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Bodenbelagskleber: So wählen Sie emissionsarmen und haftstarken Kleber für Ihr Zuhause


Bodenbelagskleber: So wählen Sie emissionsarmen und haftstarken Kleber für Ihr Zuhause
Okt, 28 2025

Wenn Sie neuen Boden verlegen, denken Sie vielleicht zuerst an das Material: Vinyl, Parkett, Linoleum oder Teppich. Aber was passiert unter dem Boden? Der Kleber, der ihn hält, ist oft unsichtbar - und trotzdem entscheidend für Ihre Gesundheit. Viele Produkte, die als „umweltfreundlich“ verkauft werden, sind es nicht. Und wer glaubt, dass wasserbasierte Kleber automatisch sicher sind, irrt. Die Wahrheit: Bodenbelagskleber können über Monate oder Jahre Schadstoffe in Ihre Raumluft abgeben - selbst wenn sie keinen starken Geruch mehr haben.

Warum emissionsarme Kleber nicht einfach „keinen Geruch“ haben

Früher wurden Bodenbelagskleber mit Lösungsmitteln wie Toluol oder Benzol hergestellt. Diese stanken stark - und waren giftig. Heute sind diese Produkte fast verschwunden. Stattdessen dominieren wasserbasierte Dispersionskleber. Klingt gut? Nicht unbedingt. Sie enthalten oft schwerflüchtige organische Verbindungen (SVOCs). Diese Substanzen verdunsten nicht schnell wie Lösungsmittel. Sie bleiben im Kleber, binden sich an Hausstaub und geben sich langsam, über Jahre hinweg, in Ihre Luft ab. Kein Geruch? Kein Grund zur Entwarnung. Die Deutsche Umwelthilfe warnt: „Lösemittelarm ist nicht gleich schadstofffrei.“

Was wirklich zählt: Zertifizierungen, die Sie kennen müssen

Nicht alle Kleber sind gleich. Um wirklich sicher zu sein, müssen Sie auf zwei Zertifizierungen achten:

  • Blauer Engel (DE-UZ 113): Der höchste Standard in Deutschland. Er prüft nicht nur VOCs, sondern auch Weichmacher, Formaldehyd und andere Schadstoffe. Seit 2025 wurden die Anforderungen noch strenger. Nur Produkte, die alle Kriterien erfüllen, dürfen das Zeichen tragen.
  • EMICODE 1 plus: Ein europaweit anerkanntes Prüfsiegel. „1 plus“ bedeutet: extrem niedrige Emissionen. Produkte mit diesem Siegel sind oft die erste Wahl von Fachleuten, die auf Gesundheit achten.

Andere Labels wie „umweltfreundlich“ oder „niedrig emittierend“ sind nicht geprüft. Sie sagen nichts. Wenn der Kleber kein Blauer Engel oder EMICODE 1 plus auf der Verpackung hat, gehen Sie davon aus: Er ist nicht sicher für Ihre Wohnung.

Welcher Kleber für welchen Boden?

Nicht jeder Kleber eignet sich für jeden Bodenbelag. Hier die wichtigsten Kombinationen:

Passende Kleber für verschiedene Bodenbeläge
Bodenbelag Empfohlener Kleber-Typ Zertifizierung
PVC, Vinyl, Designbeläge Dispersionskleber, lösemittelfrei EC1 oder Blauer Engel
Teppichböden Faserverstärkter Dispersionskleber EMICODE 1 plus
Linoleum Wasserbasiert, ohne Weichmacher Blauer Engel
Parkett, Massivholz Dispersionsleim (Weißleim) EMICODE 1 plus
Fliesen, Naturstein Fachkleber für Fußbodenheizung Blauer Engel + Temperaturbeständigkeit

Wichtig: Ein Kleber, der für PVC funktioniert, ist nicht automatisch geeignet für Teppich. Und ein Kleber für Fußbodenheizung braucht eine spezielle Formulierung - sonst reißt er bei Temperaturschwankungen. Knauf Flexkleber eXtra oder der Bodenmeister Teppich- und PVC-Kleber sind aktuelle Beispiele, die beide Anforderungen erfüllen.

Was Sie über Dispersionsleime und Furnierleime wissen müssen

Es gibt zwei Haupttypen von Bodenbelagsklebern - und sie unterscheiden sich grundlegend:

  • Dispersionsleime (Weißleim): Bestehen aus Wasser und Polyvinylacetat (PVAc). Nach dem Trocknen sind sie nahezu schadstofffrei. Ideal für Holz, Vinyl, Teppich. Sie sind die beste Wahl für Wohnräume.
  • Furnierleime: Enthalten Harnstoff-Formaldehyd. Auch nach dem Trocknen geben sie Formaldehyd ab - langsam, aber stetig. Das ist ein Krebsverdächtiger. Diese Kleber dürfen heute nicht mehr für Wohnräume verwendet werden. Trotzdem finden sie sich manchmal in günstigen Produkten für Gewerbe oder Lager. Vermeiden Sie sie.

Wenn Sie auf der Verpackung „PVAc“ oder „Dispersionskleber“ lesen, sind Sie auf der sicheren Seite. „Furnierleim“ oder „Harnstoff-Formaldehyd“? Weglegen. Nicht kaufen.

Unsichtbare Schadstoffe steigen aus einem Holzboden auf, während zertifizierte Kleber-Etiketten im Hintergrund leuchten.

Praktische Tipps: So vermeiden Sie Fehler bei der Verlegung

Selbst der beste Kleber versagt, wenn er falsch angewendet wird. Hier die häufigsten Fehler und wie Sie sie vermeiden:

  • Untergrund nicht vorbereitet: Staub, Fett, alte Klebereste - alles verhindert Haftung. Reinigen Sie den Untergrund gründlich. Bei Beton: Grundieren.
  • Zu kalte Umgebung: Die meisten Kleber verarbeiten sich erst ab 5°C. Bei niedrigeren Temperaturen wird der Kleber zäh, haftet schlecht. Die Bodenbeläge verschieben sich. Das ist ein klassischer Fehler im Frühjahr oder Herbst.
  • Zu früh begehen: Der Boden ist zwar trocken, aber nicht ausgehärtet. Die Begehbarkeit liegt meist bei 4-12 Stunden, die volle Belastbarkeit für Möbel erst nach 24-72 Stunden. Drücken Sie nicht drauf, bevor es steht.
  • Falsche Menge aufgetragen: Zu wenig Kleber? Haftet nicht. Zu viel? Läuft aus, trocknet langsam, wird weich. Nutzen Sie die richtige Zahnkelle - meist 6-8 mm Zahnhöhe für Vinyl, 4-6 mm für Teppich.

Ein Nutzer auf bodenfuchs24.de berichtet: „Nach der Verlegung meines Vinylbodens mit einem EC1-Kleber hatte ich keinerlei Geruch - im Gegensatz zu meiner letzten Renovierung.“ Das ist der Unterschied: richtig gewählt, richtig verarbeitet.

Was ist mit Fußbodenheizung?

Wenn Sie eine Fußbodenheizung haben, ist der Kleber noch wichtiger. Er muss Temperaturschwankungen von bis zu 40°C standhalten, ohne zu reißen oder seine Haftkraft zu verlieren. Nur spezielle Kleber sind dafür zugelassen. Suchen Sie nach Produkten, die explizit „für Fußbodenheizung geeignet“ oder „temperaturbeständig“ angeben. Knauf, Mapei und Sika haben solche Produkte im Sortiment. Vergessen Sie nicht: Selbst ein emissionsarmer Kleber ist ungeeignet, wenn er nicht für Heizung ausgelegt ist.

Was ist mit Außenbereich oder Feuchträumen?

Bodenbelagskleber für die Terrasse oder das Badezimmer sind andere Produkte. Normaler Kleber löst sich bei Nässe oder Frost. Für Terrassen brauchen Sie witterungsbeständige Kleber - oft auf Basis von Polyurethan. Für das Bad oder die Küche: feuchtigkeitsresistente, schimmelhemmende Formulierungen. Und für Teichfolien oder Bootsböden? Da braucht man spezielle Kleber wie Oase oder Adeco adgrip. Das ist kein Standard-Bodenbelagskleber. Hier gilt: Nicht alles, was für drinnen geht, geht auch draußen.

Drei Bodenbeläge mit den jeweils empfohlenen zertifizierten Klebern auf einem Holztisch, ein Lupenglas über dem EMICODE-Siegel.

Die Zukunft: Bio-Kleber und mehr Transparenz

Die Branche verändert sich. Seit 2018 hat der Marktanteil emissionsarmer Kleber in Deutschland um 37% zugenommen. Im Profibereich nutzen 78% der Verleger sie - im Privatbereich nur 43%. Das liegt an mangelndem Wissen. Doch die Entwicklung geht klar in eine Richtung: bio-basierte Kleber aus pflanzlichen Harzen sind bereits auf dem Markt. Sie sind nicht nur emissionsarm, sondern auch nachwachsend. Und das RAL-Institut verschärft die Blauer-Engel-Kriterien weiter. Bis 2030 wird der Anteil emissionsarmer Kleber laut Umweltbundesamt bei 92% im Profibereich und 75% im Privatbereich liegen. Die gute Nachricht: Sie müssen nicht mehr auf Qualität verzichten, um sicher zu sein.

Warnung vor Greenwashing

Nicht alles, was „grün“ wirkt, ist es auch. Einige Hersteller nutzen Begriffe wie „naturbelassen“ oder „umweltfreundlich“ ohne Zertifizierung. Das ist Greenwashing. Prüfen Sie immer: Ist das Blauer Engel- oder EMICODE-Siegel auf der Verpackung? Wenn nicht, ist es kein verlässlicher Kleber. Dr. Georg B. von Vergleich.org sagt es klar: „Wenn Sie nicht nachprüfen können, was drinsteckt, dann vertrauen Sie nicht.“

Was ist die beste Alternative zu Kleber?

Manchmal ist der beste Kleber kein Kleber. Experten von sanier.de raten: „Wann immer möglich, sollten Bodenbeläge schwimmend verlegt werden.“ Das heißt: Kein Kleber, sondern nur eine Dämm- und Schallschicht darunter. Das funktioniert bei Vinyl, LVT, Parkett und Teppich. Sie sparen nicht nur Schadstoffe, sondern auch Zeit und Geld. Die Verlegung ist schneller, die Bodenbeläge können sich ausdehnen - und Sie haben einen besseren Schallschutz. Wenn Sie nicht zwingend kleben müssen, verzichten Sie darauf.

Ist ein emissionsarmer Bodenbelagskleber teurer?

Ja, aber nur leicht. Ein emissionsarmer Kleber kostet meist 10-20 % mehr als ein Standardprodukt. Aber bei einer 50 m² Wohnung sind das nur 30-60 € mehr. Gegenüber den langfristigen Gesundheitsrisiken und möglichen Folgekosten (z. B. Luftreiniger, medizinische Untersuchungen) ist das eine geringe Investition. Und viele Produkte liefern bessere Haftung, was Reparaturen vermeidet.

Kann ich emissionsarmen Kleber auch im Winter verwenden?

Nur, wenn die Raumtemperatur über 5 °C liegt. Die meisten Kleber verarbeiten sich nicht unter dieser Temperatur - sie werden zu dickflüssig, haften schlecht und trocknen nicht richtig. Wenn es draußen kalt ist, heizen Sie den Raum vorher auf. Nicht nur der Kleber, auch der Bodenbelag und der Untergrund müssen warm sein.

Wie lange dauert es, bis der Kleber vollständig ausgehärtet ist?

Die Begehbarkeit liegt bei 4-12 Stunden, je nach Produkt. Für Möbel, Stühle oder Schränke sollten Sie 24-72 Stunden warten. Die vollständige Aushärtung dauert bis zu 14 Tage. In dieser Zeit sollte die Raumtemperatur stabil bleiben. Zu viel Luftzug oder plötzliche Temperaturschwankungen können die Haftung beeinträchtigen.

Was mache ich, wenn ich schon einen schlechten Kleber verwendet habe?

Wenn Sie einen Kleber ohne Zertifizierung verwendet haben und Gerüche oder gesundheitliche Beschwerden auftreten: Lüften Sie intensiv - mindestens 2-3 Mal täglich. Nutzen Sie Luftreiniger mit Aktivkohlefilter. Testen Sie die Raumluft mit einem VOC-Messgerät (ab ca. 100 €). Wenn die Werte hoch bleiben, sollten Sie den Boden entfernen und neu verlegen - mit einem geprüften Kleber. Langfristig ist das die einzige Lösung.

Welche Marken sind vertrauenswürdig?

Zuverlässige Hersteller mit klaren Zertifizierungen sind Knauf, Sika, Mapei, Henkel (Pattex) und Bodenbelag-Brombach. Achten Sie darauf, dass das Produkt explizit mit Blauer Engel oder EMICODE 1 plus gekennzeichnet ist. Nicht alle Produkte einer Marke sind emissionsarm - prüfen Sie immer das Etikett des konkreten Klebers.