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Schimmelflecken überstreichen: Die richtige Vorbereitung und langfristige Vorbeugung an Wänden


Schimmelflecken überstreichen: Die richtige Vorbereitung und langfristige Vorbeugung an Wänden
Dez, 3 2025

Wer Schimmelflecken einfach mit normaler Wandfarbe überstreicht, tut sich und seiner Gesundheit keinen Gefallen. Das ist keine Sanierung - das ist Täuschung. Unter der neuen Farbe wächst der Schimmel weiter, und die Sporen verbreiten sich still und heimlich in der Luft. In München, wo viele Altbauten mit schlechter Dämmung und feuchten Bädern zu kämpfen haben, ist das ein häufiger Fehler. Doch es gibt einen besseren Weg.

Warum Überstreichen kein Lösungsweg ist

Normale Dispersionsfarben aus dem Baumarkt haben einen pH-Wert von 7 bis 8. Das ist neutral - und für Schimmel wie ein fünf-Sterne-Restaurant. Schimmelpilze lieben organische Stoffe, und genau die sind in diesen Farben enthalten. Sie dienen als Nährboden. Selbst wenn die Flecken scheinbar verschwunden sind, bleiben die Sporen in der Wand. Sie schlafen nur. Und sobald die Luftfeuchtigkeit wieder steigt, erwachen sie. Eine Studie der TU München aus 2022 zeigt: In 78 % der Fälle, bei denen Schimmel nur überstrichen wurde, trat er innerhalb von sechs Monaten wieder auf. Mit korrekter Sanierung - also Entfernen, Trocknen, Spezialanstrich - sinkt diese Rate auf 8 %.

Die Deutsche Gesellschaft für Schimmelsanierung sagt es klar: Schimmel darf nie einfach überstrichen werden. Er muss entfernt werden. Und zwar richtig. Sonst wird das Problem nur größer - und teurer.

Was du vor dem Anstrich unbedingt tun musst

Bevor du auch nur einen Pinsel an die Wand hältst, musst du drei Dinge erledigen: die Ursache finden, den Schimmel entfernen und die Wand trocknen. Keine Ausnahmen.

1. Finde die Feuchtigkeitsquelle. Schimmel wächst nicht aus dem Nichts. Er ist immer ein Symptom. Die häufigsten Ursachen: undichte Fenster, feuchte Außenwände, fehlende Dämmung, fehlerhafte Lüftung oder Wasserschäden aus dem Dach oder der Rohrleitung. Miss die Luftfeuchtigkeit mindestens 72 Stunden mit einem Hygrometer. Wenn sie über 60 % liegt, ist das Risiko hoch. In Badezimmern nach dem Duschen kann sie kurzfristig sogar 90 % erreichen - das ist normal. Aber wenn sie ständig über 70 % bleibt, ist etwas falsch.

2. Entferne den Schimmel mechanisch und chemisch. Trage eine FFP3-Maske und Einwegkleidung. Mit einer Nylonbürste oder einem Schaber entfernst du sichtbaren Schimmel. Achte darauf, dass du alle losen Partikel abträgst - besonders bei Kalkputz, der wie ein Schwamm Sporen speichert. Danach sprühst du eine spezielle Antischimmellösung auf. Produkte wie WecoSchimmelEx Professional wirken innerhalb von 10 Minuten. Lass sie einwirken, spüle danach mit klarem Wasser ab. Kein Essig, kein Wasserstoffperoxid. Diese Hausmittel beschädigen die Wand und können den Schimmel sogar aktivieren.

3. Trockne die Wand gründlich. Das ist der kritischste Schritt. Die Wand muss eine Restfeuchte von unter 15 % haben, gemessen mit einem CM-Messgerät nach DIN 4108-4. Das dauert mindestens 48 Stunden. Heize den Raum auf 20-25 °C, lüfte regelmäßig, und verwende ggf. einen Raumluftentfeuchter. Ein Gerät wie der De’Longhi Aria Dry kann bis zu 12 Liter Wasser pro Tag aus der Luft ziehen. Ohne vollständige Trocknung ist jeder Anstrich sinnlos.

Welche Farbe du wirklich brauchst

Nicht jede „Antischimmelfarbe“ ist gleich. Viele Produkte sind Marketing. Die echten wirken nur, wenn sie bestimmte Kriterien erfüllen.

Ein guter Antischimmelfarbe hat einen pH-Wert zwischen 10 und 12. Das ist stark alkalisch - und tödlich für Schimmelsporen. Sie enthält entweder Kupferverbindungen (bis zu 0,5 %) oder Silberionen. Beides ist nach DIN 53778 geprüft. Herkömmliche Farben haben pH 7-8. Die sind keine Lösung.

Im Stiftung Warentest 2023 schnitt die Alpina Bad- und Küchenfarbe mit „gut“ (1,8) ab. Sie muss mit 10 % Wasser verdünnt und satt aufgetragen werden. Noch wirksamer sind mineralische Farben wie Kalkfarbe (pH 12,5). Sie bindet CO₂ und bildet eine kristalline Schicht, die Schimmel keine Chance gibt. Aber: Kalkfarbe kann nur auf trockenen, festen Untergründen aufgetragen werden - nicht als Retter bei frischem Befall.

Neu auf dem Markt: Auro 351. Diese Farbe verwendet pflanzliche Extrakte aus Thymian und Rosmarin statt Chemie. Im Laborversuch des ift Rosenheim zeigte sie nach 12 Wochen 92 % Schutzwirkung. Sie ist eine gute Option für Allergiker - aber auch hier gilt: Nur nach vollständiger Entfernung des Schimmels anwenden.

Vergleich zweier Wände: eine mit zurückkehrendem Schimmel, eine mit korrekt behandelter Kalkfarbe und Entfeuchter.

So wendest du die Farbe richtig an

Auch die beste Farbe versagt, wenn sie falsch aufgetragen wird.

  • Die Wand muss vollständig trocken sein (unter 15 % Restfeuchte).
  • Verdünnung genau nach Herstellerangabe - oft 10 % Wasser.
  • Erste Schicht: mindestens 0,15 Liter pro Quadratmeter.
  • Zweite Schicht: 0,12 Liter pro Quadratmeter - nach mindestens 6 Stunden Trockenzeit.
  • Nicht zu dünn auftragen. Schimmel frisst sich durch dünne Schichten.
  • Nicht in Räumen mit Temperatur unter 15 °C oder Luftfeuchtigkeit über 70 % streichen.

Die Deutsche Malerfachschule München betont: Bei Putzwänden mit Schimmelbefall ist die Oberfläche oft porös. Hier brauchst du mehr Farbe - und mehr Zeit. Einmal streichen reicht nicht. Zwei Schichten sind die Mindestanforderung.

Wie du Schimmel langfristig verhinderst

Die beste Sanierung ist die, die nie nötig wird. Und dafür brauchst du keine teuren Geräte - nur Gewohnheiten.

  • Stoßlüften. Drei Mal täglich, je 10 Minuten, Fenster ganz auf. Das senkt die Luftfeuchtigkeit um durchschnittlich 22 %. Eine Langzeitstudie der TU Dresden zeigt: Wer das macht, reduziert das Schimmelrisiko um 65 %.
  • Heizung nicht abschalten. Die Raumtemperatur sollte tagsüber mindestens 20 °C, nachts 16 °C betragen. Bei 18 °C und weniger steigt die relative Luftfeuchtigkeit um 8-10 % - selbst bei gleicher Wassermenge in der Luft. Warme Wände verhindern Kondensation.
  • Bad lüften. Nach jedem Duschgang mindestens 20 Minuten. Ein Duschvorgang bringt bis zu 1,5 kg Wasser in die Luft. Das muss raus.
  • Entfeuchter nutzen. Wenn du in einem Altbau wohnst, wo Lüften nicht reicht, hilft ein Kondensationsentfeuchter. Er zieht bis zu 12 Liter pro Tag. Das ist billiger als eine neue Sanierung.

Die Deutsche Energie-Agentur (dena) sagt es klar: In modernen, dicht gebauten Wohnungen ist mechanische Lüftung oft nötig. Aber auch ohne System: Stoßlüften ist die einfachste, billigste und effektivste Methode.

Hand malt eine Antischimmelfarbe mit pflanzlichen Inhaltsstoffen auf eine trockene Wand, Schimmelsporen schweben davon.

Was du nicht tun solltest

Vermeide diese fünf Fehler - sie kosten dich Geld und Gesundheit:

  1. Nicht überstreichen. Keine Dispersionsfarbe, keine Tapete, kein Tiefengrund - alles nutzt nichts, wenn der Schimmel nicht entfernt wurde.
  2. Nicht mit Essig oder Bleiche arbeiten. Diese Mittel lösen nur die Oberfläche. Die Sporen bleiben in der Wand. Und sie schädigen den Putz.
  3. Nicht in kalten Räumen streichen. Unter 15 °C trocknet die Farbe nicht richtig. Schimmel frisst sich durch.
  4. Nicht zu wenig Farbe auftragen. Weniger als 0,15 l/m² ist zu dünn. Zwei volle Schichten sind Pflicht.
  5. Nicht ignorieren, wenn der Befall größer als 0,5 m² ist. Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) sagt: Ab dieser Größe muss ein Fachbetrieb ran. Schimmelsporen in der Luft können über 10.000 pro Kubikmeter erreichen - das ist gesundheitlich riskant.

Kosten: Was du wirklich bezahlst

Einmal überstreichen mit Baumarktfarbe kostet 5-8 € pro Quadratmeter. Klingt günstig. Aber in 6 Monaten ist der Schimmel wieder da. Dann musst du alles neu machen - und bezahlst noch mal 45-65 € pro Quadratmeter für die fachgerechte Sanierung. Das ist kein Sparmodell - das ist ein Geldverlust.

Die richtige Sanierung kostet mehr. Aber sie hält. Und sie schützt dich. Die neue DIN 4108-13 (Oktober 2023) schreibt vor: Mindestens 72 Stunden Trocknungszeit vor dem Anstrich. Wer das ignoriert, macht sich strafbar - und gefährdet andere.

Was kommt als Nächstes

Ab 2024 will die Deutsche Schimmelschutzvereinigung Zertifikate für „schimmelsichere Wandbeschichtungen“ einführen. Nur Farben, die nachweislich 5 Jahre lang wirken, dürfen das Label tragen. Das wird die Qualität auf dem Markt erhöhen. Bis dahin: Verlasse dich nicht auf Werbeversprechen. Prüfe die Inhaltsstoffe. Lies die Testberichte. Frag nach den Messwerten.

Schimmel ist kein Schönheitsproblem. Er ist ein Zeichen für ein krankes Gebäude. Wer ihn nur überstreicht, behandelt die Symptome - nicht die Krankheit. Wer ihn richtig entfernt, schafft eine gesunde, dauerhafte Lösung. Und das lohnt sich - in Geld, in Zeit, in Gesundheit.

Kann ich Schimmel mit normaler Wandfarbe überstreichen?

Nein. Normale Dispersionsfarben haben einen pH-Wert von 7-8 und enthalten organische Stoffe, die Schimmel als Nährboden dienen. Der Schimmel wächst weiter unter der Farbe. Das ist keine Sanierung - das ist eine gefährliche Verschleierung. Nur spezielle Antischimmelfarben mit pH 10-12 und nachgewiesener Wirkung dürfen nach fachgerechter Entfernung aufgetragen werden.

Wie lange muss ich nach der Schimmelentfernung warten, bevor ich streichen kann?

Mindestens 48 Stunden, aber besser 72 Stunden. Die Wand muss eine Restfeuchte von unter 15 % haben, gemessen mit einem CM-Messgerät. Nur wenn die Wand vollständig trocken ist, hält die Antischimmelfarbe. Sonst bildet sich unter der Farbe wieder Kondenswasser - und der Schimmel kommt zurück.

Welche Farbe ist am besten gegen Schimmel?

Am besten wirken mineralische Farben wie Kalkfarbe (pH 12,5) oder spezielle Antischimmelfarben mit Kupfer- oder Silberionen (pH 10-12). Produkte wie Alpina Bad- und Küchenfarbe oder Auro 351 (mit pflanzlichen Extrakten) wurden in Tests als wirksam bestätigt. Wichtig: Sie dürfen nur nach vollständiger Schimmelentfernung und Trocknung aufgetragen werden.

Wie erkenne ich, ob der Schimmel wirklich weg ist?

Du kannst den Schimmel nicht mit dem Auge erkennen - nur die Sporen. Der einzige sichere Weg: Messen. Ein CM-Feuchtigkeitsmessgerät zeigt, ob die Wand unter 15 % Restfeuchte liegt. Wenn die Wand trocken ist und du keine neuen Flecken nach 3-4 Wochen siehst, ist der Befall besiegt. Sonst: wiederholte Sanierung nötig.

Wann muss ich einen Fachmann holen?

Wenn der Schimmelbefall größer als 0,5 m² ist, solltest du immer einen Fachbetrieb beauftragen. Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung warnt vor gesundheitlichen Risiken bei größeren Befällen - Sporenkonzentrationen können über 10.000 pro Kubikmeter steigen. Auch wenn du die Ursache nicht findest oder die Wand feucht bleibt, brauchst du Profis.

Kann ich Schimmel mit Essig oder Wasserstoffperoxid entfernen?

Nein. Essig und Wasserstoffperoxid wirken nur oberflächlich. Sie töten nicht alle Sporen, sondern beschädigen die Wandbeschichtung. Bei Konzentrationen über 10 % können sie Putz und Anstrich zerstören. Das macht den Schimmel später sogar noch schwerer zu entfernen. Nutze immer spezielle Antischimmelsprays, die nach DIN geprüft sind.

Wie viel kostet eine fachgerechte Schimmelsanierung?

In München liegen die Kosten zwischen 45 und 65 € pro Quadratmeter. Das beinhaltet: Entfernung, Trocknung, Spezialgrundierung und Anstrich mit Antischimmelfarbe. Das klingt teuer, aber es ist eine Investition. Wer nur überstreicht, zahlt in 6 Monaten erneut - und oft noch mehr.

Was ist besser: Kalkfarbe oder Silikatfarbe gegen Schimmel?

Kalkfarbe (pH 12,5) ist wirksamer als Silikatfarbe (pH 11,2) zur Vorbeugung - sie ist alkalischer und bindet CO₂, was Schimmel hemmt. Aber: Kalkfarbe kann nur auf trockenen, stabilen Putzen aufgetragen werden. Bei frischem Schimmelbefall ist sie nicht geeignet. Silikatfarbe ist stabiler auf feuchten Wänden - aber nur, wenn die Feuchtigkeit schon behoben wurde.

3 Kommentare

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    Odette Tobin

    Dezember 4, 2025 AT 00:30

    Ich hab das letzte Jahr auch Schimmel im Bad und dachte, ich streiche einfach drüber. Mist. War nach 3 Monaten wieder da. Jetzt hab ich echt gelernt: wegputzen, trocknen, erst dann streichen. Kein Weg dran vorbei.

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    Klaus Kasparbauer

    Dezember 5, 2025 AT 00:12

    Boah, endlich mal jemand, der’s sagt! 😊 Ich hab ne Kalkfarbe aufgetragen – total klasse, atmet, sieht gut aus, und seit 8 Monaten kein Schimmel mehr. Und nein, kein Chemie-Kram, nur Natur. Meine Oma hätte gesagt: ‘Wenn du’s richtig machst, hält’s.’ Und sie hatte recht. 🌿

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    ROMMEL LUBGUBAN

    Dezember 5, 2025 AT 11:35

    Ich hab den Entfeuchter von De’Longhi. 12 Liter pro Tag? Nee, bei mir sind’s eher 8, aber trotzdem – der hat mein Leben gerettet. Vorher war die Wand immer nass, jetzt trocken wie ein Keks. Einfach laufen lassen und vergessen. 👌

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