Warum jeder Hausbesitzer einen Sanierungsfahrplan braucht
Stellen Sie sich vor, Sie wollen Ihr Einfamilienhaus modernisieren - aber wissen nicht, wo Sie anfangen sollen. Sollten Sie zuerst die Fenster austauschen? Die Heizung erneuern? Die Dämmung verbessern? Ohne klaren Plan laufen Sie Gefahr, Geld zu verschwenden, unnötige Baustellen zu eröffnen oder wichtige Maßnahmen zu übersehen. Genau hier hilft ein Sanierungsfahrplan. Er ist kein bloßes Dokument, sondern Ihre persönliche Roadmap, die zeigt, was sinnvoll ist, wann es sinnvoll ist und wie viel es kostet - mit staatlicher Förderung inklusive.
Seit 2018 bietet das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) den individuellen Sanierungsfahrplan (iSFP) als offiziellen Beratungsprozess an. Er ist nicht verpflichtend, aber für jeden, der sein Haus energetisch verbessern will, fast schon unverzichtbar. Der Plan wird von einem zugelassenen Energieberater erstellt, der Ihr Haus vor Ort begutachtet, den aktuellen Energieverbrauch analysiert und dann genau sagt: Was bringt die größte Einsparung? Was lohnt sich jetzt? Was kann später kommen?
Wie funktioniert der Sanierungsfahrplan?
Der Prozess ist einfach und transparent. Zuerst buchen Sie einen Energieberater, der vom BAFA zugelassen ist. Der Berater kommt zu Ihnen nach Hause, nimmt Messungen vor, prüft die Dämmung, die Fenster, die Heizung, die Lüftung - alles, was mit Energie zu tun hat. Danach erstellt er einen detaillierten Bericht, den Sie als PDF erhalten. Der Fahrplan enthält:
- Den aktuellen Energieeffizienz-Status Ihres Hauses (Energieausweis)
- Eine Priorisierung aller möglichen Sanierungsmaßnahmen - von der Dachdämmung bis zur Wärmepumpe
- Kostenprognosen für jede Maßnahme
- Wie viel Sie mit jeder Maßnahme an Energiekosten sparen
- Welche Fördermittel Sie für jede Maßnahme bekommen können
- Eine Amortisationsrechnung: Wann hat sich die Investition rentiert?
Der Berater arbeitet technologieoffen. Das heißt: Er empfiehlt nicht, weil er Heizungen verkauft, sondern weil es energetisch und wirtschaftlich sinnvoll ist. Ein guter Fahrplan sagt Ihnen auch, wenn Sie jetzt noch nichts tun müssen - und warum.
Was kostet ein Sanierungsfahrplan?
Die Kosten für einen individuellen Sanierungsfahrplan liegen je nach Hausgröße und Komplexität zwischen 800 und 2.800 Euro. Für ein durchschnittliches Einfamilienhaus rechnen Sie mit etwa 1.600 bis 2.100 Euro. Aber hier kommt der entscheidende Punkt: Sie zahlen nicht den vollen Preis.
Das BAFA fördert 50 Prozent der Beratungskosten - maximal 650 Euro. Das bedeutet: Wenn Ihr Berater 1.850 Euro berechnet, bekommen Sie 650 Euro zurück. Sie zahlen also nur noch 1.200 Euro. Viele Berater bieten sogar zusätzliche Rabatte an, sodass Sie nach Förderung oft weniger als 500 Euro selbst bezahlen müssen. Das ist ein Preis, den kaum eine andere Investition in Ihr Haus so schnell zurückbringt.
Wichtig: Die Förderung gilt nur, wenn Sie den Antrag vor der Beratung stellen. Sie müssen also zuerst bei BAFA online einen Antrag auf Förderung des iSFP stellen, dann den Berater beauftragen. Die Auszahlung erfolgt nach Abschluss der Beratung. Vergessen Sie nicht, die Rechnung und den Bericht als Nachweise aufzubewahren.
Die richtige Reihenfolge: Was kommt zuerst?
Es gibt keine pauschale Antwort - aber es gibt eine energetische Logik. Der Sanierungsfahrplan folgt einem klaren Prinzip: Zuerst die Hülle, dann die Technik. Warum? Weil jede Verbesserung an der Gebäudehülle die Last auf die Heizung reduziert. Wenn Ihr Haus schlecht gedämmt ist, brauchen Sie mehr Heizenergie - egal wie effizient die Heizung ist.
Die typische Reihenfolge sieht so aus:
- Dachdämmung: Wärme steigt nach oben. Eine ungedämmte Dachfläche verliert bis zu 25 Prozent der Heizenergie. Hier lohnt sich die Investition am schnellsten.
- Fassadendämmung oder Außenwanddämmung: Wenn das Dach saniert ist, geht es an die Wände. Hier können Sie bis zu 30 Prozent Energie einsparen.
- Fenster austauschen: Alte Einzelfenster sind oft die größte Schwachstelle. Neue Dreifachverglasung reduziert Wärmeverluste erheblich.
- Bodendämmung im Erdgeschoss: Besonders wichtig, wenn unter dem Haus kein beheizter Raum ist.
- Heizung optimieren: Bevor Sie die Heizung komplett austauschen, machen Sie einen hydraulischen Abgleich und tauschen alte Umwälzpumpen aus. Das kostet wenig, bringt aber 10-15 Prozent Einsparung.
- Heizung erneuern: Erst jetzt kommt die neue Heizung - Wärmepumpe, Holzpelletkessel oder Gas-Brennwertgerät. Der Fahrplan sagt Ihnen, welches System zu Ihrem Haus passt.
- Lüftungsanlage einbauen: Wenn das Haus dicht ist, braucht es kontrollierte Lüftung, um Schimmel zu verhindern und Luftqualität zu halten.
Die Reihenfolge ist nicht starr. Wenn Ihre Fenster aus den 80er-Jahren sind, kann es sinnvoll sein, sie vor der Dachdämmung zu ersetzen. Der Fahrplan sagt Ihnen genau, wann welcher Schritt optimal ist.
Der iSFP-Bonus: So verdoppeln Sie Ihre Förderung
Der größte Vorteil des Sanierungsfahrplans kommt erst, wenn Sie ihn umsetzen. Wenn Sie eine der im Fahrplan empfohlenen Maßnahmen innerhalb von 15 Jahren durchführen, bekommen Sie einen Bonus: 5 Prozent mehr Förderung pro Maßnahme.
Das klingt nach wenig - ist aber enorm. Ohne Fahrplan bekommen Sie bei einer Heizungserneuerung 15 Prozent Förderung der förderfähigen Kosten, maximal 30.000 Euro. Mit iSFP-Bonus steigt das auf 20 Prozent - und die förderfähigen Kosten steigen von 30.000 auf 60.000 Euro.
Beispiel: Sie sanieren Ihr Haus mit einer Wärmepumpe für 43.000 Euro. Ohne Fahrplan: 15 % von 30.000 Euro = 4.500 Euro Förderung. Mit Fahrplan: 20 % von 60.000 Euro = 12.000 Euro Förderung. Sie sparen 7.500 Euro mehr - nur weil Sie den Fahrplan gemacht haben.
Und das Beste: Sie können den Bonus für mehrere Maßnahmen nutzen. Jede Sanierung, die im Fahrplan steht und innerhalb von 15 Jahren realisiert wird, zählt. Das macht den iSFP zur wirtschaftlich klügsten Investition, die Sie in Ihr Haus tätigen können.
Was wird gefördert - und wie?
Die Förderung läuft über das BAFA und ist klar geregelt. Für den Sanierungsfahrplan selbst: 50 %, bis zu 650 Euro. Für die Umsetzung der Maßnahmen: 15 % Förderung, plus 5 % Bonus, wenn Sie den iSFP haben.
Das sind die förderfähigen Maßnahmen:
- Gebäudehülle: Dach-, Wand-, Bodendämmung; Fenster- und Türaustausch
- Heizung: Austausch der Heizung, hydraulischer Abgleich, Pumpentausch
- Lüftung: Einbau von mechanischer Lüftungsanlagen mit Wärmerückgewinnung
- Erneuerbare Energien: Wärmepumpen, Solarthermie, Holzpelletkessel
- Digitalisierung: Smarte Thermostate, Energiemanagementsysteme zur Verbrauchsoptimierung
Die Förderung wird als Zuschuss ausgezahlt - kein Kredit. Sie zahlen die Rechnung, reichen die Unterlagen ein und bekommen das Geld später auf Ihr Konto. Sie können die Förderung auch mit anderen Programmen kombinieren, etwa dem KfW-Programm 151/152. Aber Achtung: Sie dürfen nicht doppelt fördern lassen. Der Berater im Fahrplan hilft Ihnen, die richtige Kombination zu finden.
Wie lange dauert alles?
Der Sanierungsfahrplan selbst wird in der Regel innerhalb von zwei bis vier Wochen erstellt - nach der Vor-Ort-Beratung. Die Beratung selbst dauert meist einen halben Tag. Sie können den Plan sofort nutzen, um Angebote von Handwerkern einzuholen.
Die Umsetzung der Maßnahmen ist flexibel. Sie müssen nicht alles auf einmal machen. Viele Hausbesitzer sanieren schrittweise über fünf bis zehn Jahre. Ein Dach ist in zwei Wochen saniert, Fenster in drei Tagen, eine Wärmepumpe in einer Woche. Der Fahrplan gibt Ihnen die Zeit, die Sie brauchen - ohne Druck.
Die Förderung für die Maßnahmen muss jeweils vor Baubeginn beantragt werden. Sie können also erst mit der Dachdämmung beginnen, wenn die Förderung für diese Maßnahme genehmigt ist. Der Berater hilft Ihnen beim Antrag - das ist oft Teil des Pakets.
Was passiert, wenn Sie keinen Fahrplan machen?
Ohne iSFP können Sie immer noch sanieren. Aber Sie verpassen drei wichtige Dinge:
- Den Bonus: Sie bekommen nur 15 % Förderung statt 20 %.
- Die höhere Kostenobergrenze: Ohne Fahrplan sind nur 30.000 Euro förderfähig - nicht 60.000.
- Die Sicherheit: Sie riskieren, falsche Prioritäten zu setzen, teure Fehler zu machen oder Maßnahmen zu wählen, die nicht zu Ihrem Haus passen.
Ein Beispiel: Ein Hausbesitzer in Hamburg hat vor zwei Jahren die Heizung ausgetauscht, ohne die Dämmung zu prüfen. Die neue Wärmepumpe läuft ständig, weil das Haus kalt bleibt. Er zahlt jetzt doppelt so viel für Strom wie vorher. Ein Sanierungsfahrplan hätte das verhindert.
Wie finden Sie den richtigen Energieberater?
Nicht jeder Energieberater ist gleich. Wichtig ist: Er muss vom BAFA zugelassen sein. Sie finden die Liste der zugelassenen Berater auf der BAFA-Website. Suchen Sie jemanden mit Erfahrung in Einfamilienhäusern - nicht nur in Mehrfamilienhäusern.
Fragen Sie nach:
- Wie viele iSFP haben Sie schon erstellt?
- Können Sie Referenzen nennen?
- Wie lange dauert die Vor-Ort-Beratung?
- Was ist im Preis enthalten? (Zum Beispiel: Lieferung des PDF-Berichts, Nachbetreuung, Hilfe bei Anträgen?)
Ein guter Berater erklärt Ihnen alles verständlich - ohne Fachjargon. Wenn er Ihnen nur einen Standardplan verkaufen will, ohne auf Ihr Haus einzugehen, suchen Sie sich einen anderen.
Was kommt nach dem Fahrplan?
Der Sanierungsfahrplan ist kein Endpunkt - er ist der Start. Nachdem Sie die ersten Maßnahmen umgesetzt haben, können Sie einen neuen Fahrplan erstellen. Viele Hausbesitzer machen alle fünf Jahre einen neuen Plan, um zu sehen, was noch möglich ist. Das ist besonders sinnvoll, wenn sich Technologien oder Förderbedingungen ändern.
Einige Energieberater bieten auch eine Baubegleitung an. Das bedeutet: Sie begleiten Sie während der Sanierung, prüfen die Qualität der Arbeiten und stellen sicher, dass alles nach Plan läuft. Für diese Leistung gibt es eine separate Förderung von 50 Prozent - auch das können Sie mit dem iSFP kombinieren.
Die Zukunft: Warum das jetzt der richtige Zeitpunkt ist
Die Energiepreise sind hoch. Die Klimaziele der Bundesregierung fordern, dass bis 2045 fast alle Gebäude klimaneutral sind. Die Förderung ist aktuell gut - aber nicht für immer. Die Nachfrage nach Sanierungsfahrplänen ist 2025 um 35 Prozent gestiegen im Vergleich zum Vorjahr. Die BAFA hat die Förderhöhe stabilisiert, aber es gibt Gerüchte, dass künftig die Höchstsummen angepasst werden könnten.
Wenn Sie jetzt starten, nutzen Sie die besten Förderbedingungen der letzten zehn Jahre. Sie sichern sich nicht nur Geld - sondern auch mehr Komfort, weniger Energiekosten und einen höheren Wert Ihres Hauses. Ein Einfamilienhaus mit guter Dämmung und moderner Heizung ist heute viel attraktiver als eines mit alten Fenstern und einer Ölheizung.