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Kellergeruch entfernen: Ursachen finden und dauerhaft beseitigen


Kellergeruch entfernen: Ursachen finden und dauerhaft beseitigen
Nov, 10 2025

Ein muffiger Geruch im Keller ist mehr als nur unangenehm. Er ist ein deutliches Signal, dass etwas mit deinem Haus nicht stimmt. Viele Hausbesitzer versuchen, den Geruch mit Essig, Chlor oder teuren Duftkerzen zu überdecken - doch das hilft nur kurzfristig. Der echte Grund liegt meist unter der Oberfläche: Feuchtigkeit. Und ohne sie zu beseitigen, kehrt der Geruch immer wieder zurück - oft noch stärker.

Warum riecht dein Keller eigentlich muffig?

Der typische Kellergeruch entsteht nicht durch Schmutz, sondern durch Mikroben. Schimmelpilze und Bakterien, die in feuchten Wänden, hinter Tapeten oder unter Bodenbelägen wachsen, produzieren flüchtige organische Verbindungen (MVOCs). Diese Geruchsstoffe sind bereits bei Konzentrationen von 1 bis 10 Teilen pro Milliarde Luft wahrnehmbar - viel früher, als Schimmel sichtbar wird. Laut der Deutschen Bauvermittlung (2024) leiden 38 % aller deutschen Einfamilienhäuser unter feuchten Kellern, und in 65 % dieser Fälle ist ein muffiger Geruch das erste Anzeichen.

Doch woher kommt die Feuchtigkeit? Es gibt fünf Hauptursachen:

  • Aufsteigende Feuchtigkeit: Wasser aus dem Boden steigt durch kapillare Kräfte bis zu 1,5 Meter die Wände hoch - besonders in Gebäuden aus den 1950er bis 1970er Jahren, die oft keine moderne Horizontalsperre haben.
  • Eindringende Feuchtigkeit: Risse im Mauerwerk ab 0,2 mm Breite, undichte Fenster, oder beschädigte Außenabdichtungen lassen Regenwasser ein. Das passiert oft an Stellen, die du gar nicht siehst - hinter der Isolierung oder unter dem Estrich.
  • Kondensationsfeuchte: Wenn warme, feuchte Luft auf kalte Kellerwände trifft, kondensiert sie. Bei einer Temperaturdifferenz von 8-10 °C bildet sich Wasser. Das ist besonders im Herbst und Winter ein Problem, wenn draußen kalt ist und du den Keller als Lagerraum nutzt.
  • Defekte Rohrleitungen: Ein kleiner Leckage in einem Abwasser- oder Wasseranschlussrohr, nur 1 mm groß, kann täglich Liter Wasser in den Keller abgeben. Oft merkst du es erst, wenn der Geruch stark wird.
  • Biologische Quellen: Verendete Nagetiere, vergessene Lebensmittel oder feuchte Kleidung, die zu lange im Keller lagert, können ebenfalls für unangenehme Gerüche sorgen - aber das ist selten die Hauptursache.

Wichtig: Schimmelpilze brauchen drei Dinge, um zu wachsen: Feuchtigkeit (mindestens 70-80 % relative Luftfeuchtigkeit), Nahrung (Zellulose in Papier, Holz, Textilien) und Wärme (über 20 °C). Bei Temperaturen über 25 °C und Luftfeuchtigkeit über 75 % entwickeln sich Schimmelpilze innerhalb von 72 Stunden von 100 Sporen zu bis zu 10.000 - und der Geruch ist schon nach 24-48 Stunden da.

Wie findest du die wahre Ursache?

Ein paar Gerüche wahrzunehmen ist leicht. Die wahre Ursache zu finden, ist die echte Herausforderung. Viele Hausbesitzer machen den Fehler, einfach zu raten - „es ist die Wand“ oder „es kommt vom Boden“ - und dann teure Mittel kaufen, die nichts ändern. Laut Murprotec.lu werden bis zu 90 % der Ursachen falsch diagnostiziert, wenn keine systematische Analyse stattfindet.

Du brauchst einen klaren Plan:

  1. Beobachte die Feuchtigkeitsverteilung: Ist die Nässe großflächig (über 50 % der Wandfläche)? Dann ist Kondensation wahrscheinlich. Ist sie punktuell, z. B. nur an einer Ecke oder entlang eines Bodenübergangs? Dann könnte es ein Riss oder ein Leck sein.
  2. Miss die Luftfeuchtigkeit: Ein Feuchtemessgerät mit Kalibrierzertifikat nach DIN EN ISO/IEC 17025 ist nötig. Werte über 20 % bei Beton oder Ziegel sind kritisch. Über 65 % ist der Bereich, in dem Schimmel aktiv wird.
  3. Prüfe die Wände auf Temperatur: Nutze eine Infrarot-Thermokamera (oder eine einfache Temperaturfühler-Sonde). Kalte Stellen an der Wand sind Kondensationsstellen.
  4. Prüfe Rohrleitungen: Schau dir alle Abwasser- und Wasserleitungen im Keller an - besonders an Verbindungsstellen. Ein Tropfen pro Minute macht pro Jahr 1.500 Liter aus.
  5. Teste auf Schimmel: Ein Schnelltest von Schimmel-Schnelltest.de (92 % Zuverlässigkeit bei MVOC-Detektion) zeigt, ob mikrobieller Befall vorliegt - ohne teure Laboruntersuchung.

Wenn du keine dieser Messungen durchführst, bist du blind. Und blind zu sanieren, kostet Geld - und bringt nichts.

Techniker misst mit Infrarotkamera Kältestellen an einer Kellerwand.

Warum Hausmittel oft scheitern

Essig, Chlor, Zitronensäure, Backpulver - viele greifen zu diesen Mitteln, weil sie billig und leicht verfügbar sind. Doch sie sind wie Pflaster auf einer gebrochenen Rippe: Sie verdecken das Problem, nicht es heilen.

Essig tötet oberflächlichen Schimmel - aber nicht die Sporen in der Wand. Chlor wirkt nur auf nicht porösen Oberflächen wie Fliesen, nicht auf Beton oder Holz. Und beide Mittel verändern nicht die Luftfeuchtigkeit - die eigentliche Ursache.

Ein Nutzer auf Reddit, „Hausmeister87“, hat das erlebt: „Ich habe drei Wochen lang täglich Essig-Wasser-Gemisch aufgesprüht. Der Geruch war weg - bis er nach zwei Monaten mit doppelter Intensität zurückkam. Erst als ich die defekte Regenrinne reparieren ließ, war es vorbei.“

Und dann gibt es noch die „Schnellsanierungs“-Produkte im Internet: Teure Sprays, die versprechen, den Geruch „in 24 Stunden“ zu beseitigen. Laut einer Untersuchung des Bundesverbandes Schimmelsanierung (2024) erfüllen 73 % dieser Produkte nicht einmal die gesetzlichen Anforderungen der Biozidverordnung (EU) 528/2012. Sie enthalten oft unzulässige Chemikalien - und hinterlassen eine giftige Rückstandsschicht.

Die Deutsche Gesellschaft für Schimmelsanierung (DGFS) warnt: „Die Geruchsbeseitigung ohne Ursachenbehebung ist kosmetisch. Das Problem kehrt in 4-6 Wochen zurück.“

Was wirklich hilft: Der 5-Schritte-Plan

Es gibt keinen Zaubertrick. Aber es gibt einen bewährten Prozess - und der funktioniert.

  1. Feuchtigkeitsquelle identifizieren (1-3 Tage): Nutze die Messgeräte, prüfe Wände, Rohre, Dämmung. Schreibe alles auf. Keine Annahmen.
  2. Trocknen mit Profi-Geräten (3-14 Tage): Ein normaler Haushaltsentfeuchter reicht nicht. Du brauchst einen professionellen Luftentfeuchter mit mindestens 10 Liter Kapazität pro Tag. Bei starkem Befall sind mehrere Geräte nötig. Lüften hilft nur, wenn es draußen trockener ist als drinnen - sonst verstärkst du das Problem.
  3. Ursache beseitigen (1-5 Tage): Risse abdichten, Rohre reparieren, Abdichtung erneuern, Regenrinne reparieren, Drainage prüfen. Das ist der teuerste, aber wichtigste Schritt.
  4. Schimmel entfernen (1-2 Tage): Nutze nur zugelassene Biozide - z. B. das neu zugelassene Enzymmittel (BVL 2024-178), das Sporen ab 100 CFU/m³ deaktiviert. Nicht mit Bürsten schrubben - das wirbelt Sporen auf. Saugen mit HEPA-Filter, dann desinfizieren.
  5. Langzeitüberwachung (dauerhaft): Installiere einen smarten Feuchtigkeitssensor wie den „Feuchtigkeits-Tracker Pro“ von Air-Q (149,90 €). Er warnt dich, wenn die Luftfeuchtigkeit über 65 % steigt - bevor der Geruch wieder kommt.

Ein Laie braucht durchschnittlich 23 Stunden für diese Schritte. Ein Fachbetrieb schafft es in 8 Stunden - und das mit professioneller Ausrüstung und Erfahrung.

Smartes Feuchtigkeitssensor-Display zeigt niedrige Luftfeuchtigkeit an der Wand.

Kosten: Was du wirklich zahlen musst

Die Kosten variieren stark - je nach Ursache:

Typische Kosten für Kellergeruch-Sanierung
Typ Ursache Kostenbereich Dauer
Einfach Kondensation, kleine Lüftungsprobleme 150-300 € 1-2 Tage
Moderat Lokale eindringende Feuchtigkeit, defekte Rohre 500-1.500 € 3-5 Tage
Komplex Aufsteigende Feuchtigkeit, undichte Fundamente 2.500-8.000 € 1-3 Wochen

Die teuersten Fälle sind jene mit aufsteigender Feuchtigkeit - hier muss eine horizontale Abdichtung eingebaut werden, oft mit Bohrungen und Injektionen. Das ist kein Heimwerkerjob. Aber es ist die einzige Lösung, die dauerhaft hält.

Ein Beispiel: Ein Nutzer auf Hausfrage.net hatte 199 € für ein „Geruchsbeseitigungs-Set“ ausgegeben - es half nicht. Der Schimmel wuchs hinter der Tapete weiter. Letztendlich musste er 1.200 € für eine professionelle Sanierung zahlen - inklusive Trocknung, Entfernung und Kontrolle.

Was du jetzt tun kannst

Wenn du den Geruch jetzt spürst, ist es Zeit, handeln - aber nicht impulsiv.

  • Lege ein Feuchtemessgerät auf den Boden - nicht in der Luft, sondern nahe der Wand. Lese es 24 Stunden lang ab.
  • Prüfe alle Rohre, besonders unter Waschbecken und Heizkörpern.
  • Stell sicher, dass deine Kellerfenster dicht sind und nicht als „Lüftung“ dienen - bei feuchter Außenluft verschlimmerst du das Problem.
  • Entferne alle Kartons, alte Kleidung oder Holzpaletten aus dem Keller - sie sind Nahrung für Schimmel.
  • Wenn du unsicher bist: Hole dir einen unabhängigen Sachverständigen. Nicht den, der dir ein Produkt verkaufen will - sondern einen, der nur misst und berät.

Der Markt für Keller-Sanierung ist gewachsen - 287 Millionen Euro im Jahr 2023. Aber die meisten Anbieter verkaufen Symptome, nicht Lösungen. Du musst die Richtung vorgeben. Frag nach Messwerten. Frag nach Ursachen. Und wenn jemand sagt „das ist nur ein Geruch, das löst sich mit einem Spray“ - geh weg.

Ein muffiger Keller ist kein Schönheitsproblem. Er ist ein Gesundheitsrisiko. Die WHO stuft Schimmelpilze seit 2023 als Risikofaktor für Atemwegserkrankungen ein. Und das Umweltbundesamt bestätigt: Langfristige Exposition ab 500 CFU/m³ löst Kopfschmerzen, Allergien und Atembeschwerden aus.

Die Lösung ist einfach - aber nicht einfach zu tun. Du musst die Ursache finden. Und dann sie beseitigen. Alles andere ist nur Zeitverschwendung - und Geldverschwendung.

Kann ich Kellergeruch mit einem Luftreiniger entfernen?

Nein. Luftreiniger filtern Sporen aus der Luft - aber sie ändern nichts an der Feuchtigkeit, die den Schimmel nährt. Sie helfen nur als Ergänzung, wenn die Ursache bereits beseitigt ist. Ein Luftreiniger ohne Entfeuchter ist wie ein Pflaster auf einer blutenden Wunde.

Wie lange dauert es, bis der Geruch nach einer Sanierung verschwunden ist?

Nach der Trocknung und Schimmelentfernung ist der Geruch meist innerhalb von 24-48 Stunden deutlich schwächer. Vollständig verschwunden ist er erst, wenn die Feuchtigkeitsquelle dauerhaft beseitigt ist. Wenn der Geruch nach einer Woche wieder kommt, ist die Ursache nicht gefunden.

Ist ein Kellerentfeuchter sinnvoll?

Ja - aber nur als vorübergehende Lösung. Ein Entfeuchter senkt die Luftfeuchtigkeit, aber er trocknet keine nassen Wände. Er ist ideal, um die Luft nach einer Sanierung stabil zu halten - oder als Notlösung, bis die Ursache behoben wird. Ein Modell wie der De’Longhi Aria Dry 12 L senkt die Luftfeuchtigkeit von 85 % auf 55 % in 48 Stunden - aber nur, wenn die Quelle nicht weiter Wasser liefert.

Warum tritt Kellerfeuchtigkeit besonders in alten Häusern auf?

Häuser aus den 1950er bis 1970er Jahren haben oft keine moderne Horizontalsperre. Die Fundamente sind aus porösem Beton oder Ziegel, ohne Abdichtung. Zudem wurden damals kaum Dämmungen eingesetzt - die Wände kühlen stark ab, was Kondensation begünstigt. Heutige Baustandards verhindern das.

Was passiert, wenn ich den Geruch ignorieren?

Der Schimmel breitet sich aus - hinter Wänden, unter Fußböden, in der Dämmung. Die Bausubstanz wird angegriffen: Holz verrottet, Putz löst sich, Beton bricht. Gleichzeitig steigt das Gesundheitsrisiko: Allergien, Atemprobleme, Kopfschmerzen. Und: Bei Verstößen gegen die Schimmelschutzverordnung drohen Bußgelder bis zu 50.000 €, wenn du als Eigentümer nachweislich vernachlässigt hast.

Kann ich den Keller nach der Sanierung wieder als Lagerraum nutzen?

Ja - aber mit Vorsicht. Vermeide Kartons, Textilien und Holzpaletten. Nutze luftdichte Kunststoffboxen. Halte den Raum trocken und gut belüftet. Installiere einen Feuchtigkeitssensor. Und: Lasse den Keller nicht zu kalt werden - bei unter 10 °C kondensiert Luft an den Wänden, wenn die Luftfeuchtigkeit hoch ist.