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Energieaudits in Wohnimmobilien: Ablauf, Kosten und echter Nutzen


Energieaudits in Wohnimmobilien: Ablauf, Kosten und echter Nutzen
Nov, 6 2025

Ein Energieaudit für Ihre Wohnimmobilie ist kein lästiges Papierkram-Event, sondern ein kluger Schritt, um jedes Jahr hunderte Euro an Heiz- und Stromkosten zu sparen. Viele Vermieter und Wohnungsunternehmen sehen es nur als gesetzliche Pflicht - doch wer es richtig nutzt, macht daraus eine Investition mit klarer Rendite. In Deutschland müssen Wohnungsunternehmen mit öffentlichem Hintergrund seit 2015 ein Energieaudit durchführen, doch auch private Eigentümer profitieren massiv davon. Es geht nicht um Theorie, sondern um konkrete Zahlen: Bis zu 30 % weniger Energiekosten sind realistisch möglich - wenn das Audit gut gemacht wird.

Wie läuft ein Energieaudit für Wohnimmobilien ab?

Ein Energieaudit folgt einer klaren Struktur, die in der DIN EN 16247-1 festgelegt ist. Es ist kein flaches Gespräch mit dem Berater, sondern eine detaillierte Analyse, die mehrere Schritte umfasst.

  • Erstens: Die Gebäudehülle wird untersucht. Das bedeutet: Dach, Außenwände, Fenster, Bodenplatte - alles, was Wärme verliert. Der Berater prüft die Wärmedurchgangskoeffizienten (U-Werte) und erkennt, wo isoliert werden muss.
  • Zweitens: Die Technik wird gecheckt. Die Heizungsanlage, die Pumpen, die Lüftungsanlage - alles wird auf Alter, Effizienz und Betriebsweise analysiert. Eine alte Heizung, die 2005 installiert wurde, kann heute noch 40 % mehr Energie verbrauchen als eine moderne Wärmepumpe.
  • Drittens: Der Energieverbrauch wird bilanziert. Die letzten drei Jahre Heizkostenabrechnungen, Stromverbrauch pro Wohnung, Warmwasserbedarf - alles wird zusammengeführt. Keine Schätzung, sondern echte Zahlen.
  • Viertens: Der CO₂-Fußabdruck wird berechnet. Wie viel Kohlendioxid entsteht durch den aktuellen Energieverbrauch? Das ist nicht nur ökologisch relevant, sondern auch für Förderanträge wichtig.
  • Fünftens: Ein Sanierungskonzept wird erstellt. Hier kommt der echte Wert: konkrete Maßnahmen mit Prioritäten. Nicht nur „Fenster austauschen“, sondern: „Fenster in Hausblock 3, EG bis 1. OG austauschen - amortisiert in 2,8 Jahren, Einsparung: 4.200 €/Jahr“.
  • Sechstens: Die Förderung wird geprüft. Ein guter Berater sagt nicht nur, was gemacht werden soll - er zeigt auch, wie Sie das mit BAFA-Geldern finanzieren.

Diese Schritte dauern in der Regel zwei bis vier Wochen - abhängig von der Größe des Bestands. Ein Haus mit 12 Wohnungen braucht weniger Zeit als ein Komplex mit 200 Einheiten. Wichtig: Sie müssen alle Unterlagen bereithalten. Kein Audit wird gut, wenn der Berater nur grob schätzen kann.

Wie viel kostet ein Energieaudit in Wohnimmobilien?

Die Kosten variieren stark - aber sie sind nicht willkürlich. Sie hängen von der Anzahl der Wohnungen, dem Alter des Gebäudes und der Komplexität der Technik ab. Für kleine Wohnungsunternehmen mit einem Verwaltungsstandort und unter 150 Wohnungen liegen die Preise oft zwischen 2.250 € und 4.500 € brutto.

Ein konkretes Beispiel: Ein kommunales Unternehmen mit 500 Wohnungen erhielt ein Angebot von 4.200 € brutto. Nach BAFA-Förderung zahlte es nur 2.100 € netto - und das, obwohl die Einsparungen auf 18.500 € pro Jahr geschätzt wurden. Das ist kein Zufall - das ist der Nutzen.

Was viele nicht wissen: Die Kosten müssen verhältnismäßig sein. Laut Gesetz darf das Audit nicht mehr kosten als ein Bruchteil der jährlichen Energiekosten. Ein Unternehmen mit 8.000 € Heizkosten pro Jahr darf kein Audit für 10.000 € bekommen - das wäre rechtswidrig. Die meisten seriösen Anbieter orientieren sich daran und bieten pauschale Preise für kleine Bestände.

Im Vergleich zu gewerblichen Gebäuden sind Wohnimmobilien günstiger zu auditieren. Keine komplexen Klimaanlagen, keine Produktionsanlagen - nur Wohnungen. Das macht den Prozess effizienter. Ein Gewerbeaudit kostet oft 8.000 € bis 16.000 €, bei Wohnungen liegt der Durchschnitt deutlich darunter.

Wie hoch ist die BAFA-Förderung - und wie kriegt man sie?

Das ist der entscheidende Punkt. Ohne Förderung ist ein Energieaudit für viele kleine Vermieter teuer. Mit Förderung ist es fast kostenlos.

  • Wenn Ihre jährlichen Energiekosten unter 10.000 € liegen, bekommen Sie 50 % des Beratungshonorars erstattet - maximal 600 €.
  • Wenn Ihre Energiekosten über 10.000 € liegen, können Sie bis zu 3.000 € Förderung bekommen.

Das bedeutet: Ein Audit für 2.500 € kostet Sie nach Förderung nur noch 1.250 € - und das, obwohl die Einsparungen oft 5.000 € bis 15.000 € pro Jahr betragen. Die Amortisation liegt oft bei weniger als einem Jahr.

Und der Antrag? Der wird von vielen Anbietern komplett übernommen. Sie müssen nichts tun - außer die Unterlagen bereitzustellen. Die BAFA hat seit Januar 2023 eine digitale Plattform, die die Bearbeitungszeit von 12 auf 6 Wochen halbiert hat. Sie bekommen das Geld innerhalb von drei Monaten, wenn alles stimmt.

Wichtig: Die Förderung gilt nur für Energieberatungen, die nach DIN EN 16247-1 durchgeführt werden. Kein Berater, der nur einen kurzen Rundgang macht und ein Blatt Papier ausdruckt, ist förderfähig. Fragen Sie nach der DIN-Norm - wenn der Anbieter nicht weiß, was das ist, laufen Sie weg.

Berater präsentiert Sanierungskonzept mit priorisierten Maßnahmen an einem Gebäudegrundriss.

Was bringt ein Energieaudit wirklich? Nutzen und Erfahrungen

Ein gutes Audit ist kein Bericht, der in der Schublade verschwindet. Es ist ein Fahrplan für Sanierungen - mit klaren Prioritäten.

Ein Wohnungsunternehmen in Lüneburg hat nach dem Audit erstmal die Heizungspumpen ausgetauscht - kostete 1.800 €, sparte 3.200 € im ersten Jahr. Dann wurden die Dachdämmung verbessert - 5.000 € Investition, 4.500 € Einsparung pro Jahr. In drei Jahren war das ganze Projekt amortisiert. Heute zahlen die Mieter weniger Nebenkosten, die Immobilie ist wertvoller, und der CO₂-Ausstoß ist um 35 % gesunken.

Doch es gibt auch schlechte Erfahrungen. Ein Mieter in einem kleinen Haus mit 12 Wohnungen berichtete auf Reddit, dass der Auditbericht nur allgemeine Aussagen enthielt: „Fenster sollten erneuert werden.“ Keine konkreten Empfehlungen, keine Kostenschätzung, kein Zeitplan. Er zahlte 2.850 € - und bekam keinen Mehrwert. Warum? Weil der Berater nicht genug Daten hatte - oder nicht genug Erfahrung.

Der Unterschied zwischen gut und schlecht liegt in der Vorbereitung. Sie müssen vor dem Audit alle Unterlagen bereitstellen: Heizkostenabrechnungen der letzten drei Jahre, Stromverbrauch pro Wohnung, Sanierungsprotokolle, Fotos der Heizungsanlage, Baujahr des Gebäudes. Ohne das ist kein seriöses Audit möglich.

Was Sie vor dem Audit tun müssen - Checkliste

Ein Audit ist kein Zufall - es ist ein Projekt. Und wie jedes Projekt braucht es Vorbereitung.

  • Sammeln Sie die Heizkostenabrechnungen der letzten drei Jahre - pro Wohnung, wenn möglich.
  • Notieren Sie sich alle bereits durchgeführten Sanierungen: Fenster, Dach, Heizung, Isolierung - mit Datum und Kosten.
  • Erstellen Sie eine Liste aller Wohnungen mit Baujahr, Wohnfläche und Heizungsart.
  • Stellen Sie die letzten drei Stromrechnungen bereit - besonders wichtig für Wohnungen mit Elektroheizung.
  • Notieren Sie sich bekannte Probleme: kalte Wände, feuchte Keller, ungleichmäßige Raumtemperaturen.
  • Wählen Sie mindestens drei Anbieter aus - fragen Sie nach Referenzen und nach der DIN-Norm.
  • Verlangen Sie eine Checkliste nach Anlage 4 des Leitfadens der Wohnungswirtschaft - das ist der Standard.

Die Deutsche Energie-Agentur (dena) empfiehlt genau das: Nicht den billigsten, sondern den qualifiziertesten Anbieter wählen. Ein Audit ist eine Investition in die Zukunft Ihres Gebäudes - nicht ein Einkauf bei Amazon.

Vergleich einer Wohnanlage vor und nach energetischer Sanierung mit reduziertem CO2-Ausstoß.

Was kommt nach dem Audit? Sanierung und Zukunft

Der Bericht ist erst der Anfang. Jetzt kommt die Umsetzung. Und hier liegt die größte Chance.

Die empfohlenen Maßnahmen sollten nach Wirtschaftlichkeit priorisiert werden:

  • Maßnahmen mit Amortisation unter 3 Jahren zuerst - wie Pumpentausch, Dämmung von Rohrleitungen, Thermostate austauschen.
  • Dann folgen größere Projekte: Fenster, Dachdämmung, Heizungsumstellung.
  • Letztlich: Langfristige Strategien wie Wärmepumpe oder Solarthermie.

Ein Energieaudit ist heute nicht mehr nur Pflicht - es ist ein strategisches Werkzeug. Wer seine Immobilie modernisiert, erhöht den Wert, reduziert die Leerstandsquote und macht sich unabhängig von steigenden Energiepreisen. Im Jahr 2022 wurden in Deutschland über 12.500 Energieaudits für Wohnungsunternehmen durchgeführt - ein Anstieg von 22 % gegenüber 2021. Die Tendenz ist klar: Wer heute nichts tut, verliert morgen Marktanteile.

Und ab 2024 wird es noch strenger. Die neue EU-Energieeffizienzrichtlinie wird die Anforderungen an Sanierungen verschärfen. Wer jetzt ein Audit macht, ist für die Zukunft gerüstet - und kann Fördermittel auch für die folgenden Sanierungsschritte nutzen.

FAQ

Ist ein Energieaudit für private Hausbesitzer verpflichtend?

Nein, für private Einzelfamilienhäuser ist ein Energieaudit nicht gesetzlich vorgeschrieben - es sei denn, Sie beantragen bestimmte Fördermittel wie die BAFA-Beratungsförderung oder KfW-Programme. Dann ist ein Audit Pflicht. Aber auch ohne Pflicht lohnt es sich: Die Einsparungen rechnen sich oft innerhalb eines Jahres.

Kann ich ein Energieaudit selbst machen?

Nein. Nur zertifizierte Energieberater, die nach DIN EN 16247-1 geschult sind, dürfen ein offizielles Energieaudit durchführen. Selbst wenn Sie alle Daten haben - ohne Zertifizierung ist der Bericht nicht förderfähig und hat keine rechtliche Gültigkeit. Nutzen Sie professionelle Hilfe - es spart Ihnen später mehr Geld.

Wie lange ist ein Energieaudit gültig?

Ein Energieaudit ist rechtlich gültig für fünf Jahre. Danach muss es erneuert werden, wenn Sie weiterhin Fördermittel beantragen oder als öffentliches Unternehmen verpflichtet sind. Aber: Wenn Sie innerhalb dieser Zeit große Sanierungen durchführen, sollten Sie ein neues Audit machen - denn die Einsparpotenziale ändern sich.

Was passiert, wenn ich kein Energieaudit mache?

Wenn Sie ein Wohnungsunternehmen mit öffentlichem Hintergrund sind und kein Audit durchführen, riskieren Sie Bußgelder - bis zu 50.000 €. Auch bei der Beantragung von Fördermitteln wird das Audit verlangt. Für private Eigentümer gibt es keine Strafe - aber Sie verpassen die Chance, Geld zu sparen und Ihren Bestand aufzuwerten.

Wie finde ich einen seriösen Energieberater?

Suchen Sie nach zertifizierten Energieberatern der Energieeffizienz-Expertenliste des Bundes (www.energie-effizienz-experten.de). Fragen Sie nach Referenzen bei ähnlichen Immobilien. Prüfen Sie, ob der Anbieter die BAFA-Förderung übernimmt - das ist ein gutes Zeichen. Und: Vermeiden Sie Anbieter, die nur einen Standardbericht verkaufen - jeder Immobilienbestand ist einzigartig.