Wenn du eine Immobilie kaufst, denkst du zuerst an den Kaufpreis. Aber der ist nur der Anfang. Die echten Kosten kommen erst danach: mit Bankgebühren und Schätzgebühren. Viele kaufen ihr Zuhause und sind danach überrascht, wie viel Geld sie zusätzlich bezahlt haben. Dabei ist das alles vorher absehbar - wenn du weißt, worauf du achten musst.
Was sind Bankgebühren wirklich?
Bankgebühren sind die Kosten, die deine Bank für die Abwicklung deines Immobilienkredits verlangt. Früher war es normal, bis zu 2 % der Kreditsumme als Bearbeitungsgebühr zu zahlen. Heute ist das fast ausgestorben - aber nicht weil sie verschwunden sind. Sie sind nur versteckter geworden.
Die meisten Banken erheben heute keine direkte Bearbeitungsgebühr mehr. Stattdessen erhöhen sie den Zinssatz. Ein Beispiel: Du bekommst ein Angebot mit 3,4 % Zinsen. Ein anderer Anbieter bietet 3,1 %, aber mit einer versteckten Provision. Die Bank zahlt dem Vermittler oder behält den Unterschied ein. Du zahlst dann nicht extra, aber du zahlst länger und mehr - weil der Zins höher ist.
Das ist der Trick: Ein Zins von 3,6 % statt 3,1 % klingt nicht nach viel. Aber bei einem Darlehen von 300.000 Euro über 20 Jahre macht das über 25.000 Euro Unterschied. Und das nur durch einen halben Prozentpunkt. Wenn du die Gebühren nicht siehst, glaubst du, du hast gespart. Tatsächlich zahlst du mehr.
Wer zahlt die Schätzgebühren - und warum?
Bevor eine Bank dir Geld leiht, muss sie wissen, was deine Immobilie wert ist. Dafür holt sie eine Gutachterin oder einen Gutachter. Das nennt man Schätzung oder Bewertung. Und dafür fällt eine Gebühr an - die Schätzgebühr.
Die Kosten liegen zwischen 250 und 800 Euro, je nach Immobilientyp und Region. In Lüneburg oder Hamburg kostet eine kleine Wohnung vielleicht 300 Euro. Ein Einfamilienhaus mit Grundstück in der Nähe von Celle kann leicht 600 Euro oder mehr kosten. Die Bank bestellt den Gutachter, aber du zahlst die Rechnung. Das ist Standard. Und es ist nicht verhandelbar.
Manche Banken bieten an, die Schätzgebühr zu übernehmen. Klingt gut, oder? Aber schau genau hin: Wenn sie die Gebühr übernehmen, erhöhen sie den Zinssatz oder verlangen höhere Tilgung. Du zahlst es trotzdem - nur anders.
Warum du den effektiven Jahreszins nicht glauben darfst
Alle Banken zeigen dir den effektiven Jahreszins. Das soll dir helfen, Angebote zu vergleichen. Aber der ist oft irreführend. Warum? Weil er nicht alle Kosten enthält.
Der effektive Jahreszins berücksichtigt Zinsen, Bearbeitungsgebühren und manchmal auch Versicherungen. Aber er sagt nichts über die Schätzgebühr. Die kommt extra. Und sie ist nicht Teil des Zinses. Das bedeutet: Zwei Angebote mit gleichem effektiven Jahreszins können sich in den Gesamtkosten um 500 Euro unterscheiden - nur wegen der Schätzung.
Wenn du wirklich vergleichen willst, rechne selbst:
- Notiere den Zinssatz und die Laufzeit
- Rechne die Gesamtzinskosten aus (z. B. mit einem Online-Rechner)
- Addiere die Schätzgebühr (250-800 €)
- Addiere eventuelle Notarkosten (ca. 1,5-2 % des Kaufpreises)
- Addiere die Grundbucheintragung (ca. 0,5-1 %)
Dann hast du die echten Kosten. Der effektive Jahreszins ist nur ein Teil des Bildes - und oft der kleinste.
Was regionale Banken anders machen
Große Banken wie Commerzbank oder Deutsche Bank haben standardisierte Angebote. Die sind schnell, aber oft teurer in der Gesamtrechnung. Regionale Banken - Sparkassen, Volksbanken, Genossenschaftsbanken - arbeiten anders.
Sie haben weniger digitale Prozesse, aber mehr persönliche Beratung. Und oft: weniger versteckte Gebühren. In Lüneburg oder Uelzen fragen sie dich nach deiner Situation. Wenn du ein guter Kunde bist, verzichten sie auf die Zinsaufschläge. Sie machen dir ein Angebot, das fair ist - ohne Tricks.
Ein Beispiel: Eine Volksbank in der Lüneburger Heide hat vor drei Monaten einem Kunden einen Zinssatz von 3,2 % ohne Bearbeitungsgebühr gegeben. Die Schätzgebühr war 320 Euro - klar benannt, nicht versteckt. Bei einer Großbank wäre der Zins 3,4 % gewesen, aber mit versteckter Provision. Die Gesamtkosten wären höher gewesen.
Es lohnt sich also, auch kleine Institute zu prüfen. Sie sind nicht immer schneller, aber oft ehrlicher.
Was du jetzt tun kannst
Wenn du gerade eine Immobilie finanzierst, hier ist deine Checkliste:
- Frage bei jeder Bank explizit: „Gibt es eine Bearbeitungsgebühr?“ Wenn die Antwort „Nein“ ist, frage: „Wird der Zins dafür erhöht?“
- Frage: „Wer bezahlt die Schätzung?“ Und: „Kann ich den Gutachter selbst wählen?“ Manche Banken zwingen dich auf teure Partner. Du kannst auch einen unabhängigen Gutachter beauftragen - oft günstiger.
- Rechne die Gesamtkosten selbst aus - nicht nur den effektiven Jahreszins.
- Vermeide Vermittler, die dir sagen: „Ich mache das für dich kostenlos.“ Wenn sie das sagen, zahlt die Bank sie - und du über den Zins.
- Prüfe regionale Banken. Sie haben oft bessere Konditionen, weil sie weniger Marketingkosten haben.
Die größte Falle: Der Zinszuschlag als versteckte Gebühr
Die gefährlichste Gebühr ist die, die du nicht siehst. Sie heißt: Zinszuschlag.
Ein Vermittler wie Interhyp oder Finanzcheck sagt: „Ich hole dir den besten Zins.“ Aber was, wenn die Bank ihm 0,3 % Provision zahlt - und dir 0,3 % Zinszuschlag aufbürdet? Dann ist der Zins nicht besser. Er ist gleich geblieben. Nur der Vermittler hat verdient.
Das ist kein Fehler. Das ist Geschäftsmodell. Und du zahlst dafür. Deshalb: Frag immer nach dem Netto-Zinssatz. Ohne Provision. Ohne Zuschlag. Nur der reine Zins, den die Bank dir gibt. Wenn du das nicht weißt, kannst du nicht vergleichen.
Ein Beispiel: Du bekommst ein Angebot mit 3,5 % Zins. Du fragst: „Ist das der Zins, den du mir gibst - oder den du nach Provision an mich weitergibst?“ Wenn die Antwort unsicher ist, geh weiter.
Was sich 2025 geändert hat
Seit Anfang 2025 gilt die CRR III-Regelung. Sie schränkt ein, wie viel Geld Banken für eine Immobilie leihen dürfen - meistens maximal 60 % des Beleihungswerts. Das klingt technisch, hat aber eine einfache Folge: Wer mehr als 60 % braucht, zahlt mehr. Oder bekommt keinen Kredit.
Das bedeutet: Wenn du nur 20 % Eigenkapital hast, aber die Immobilie 500.000 Euro kostet, brauchst du 400.000 Euro Kredit. Die Bank sagt: „Nur 300.000 Euro erlaubt.“ Du brauchst mehr Eigenkapital. Oder du findest eine andere Immobilie. Oder du zahlst höhere Zinsen - weil das Risiko höher ist.
Diese Regelung hat die Gebühren nicht direkt erhöht. Aber sie hat die Kreditvergabe schwieriger gemacht. Und wo es schwieriger ist, da steigen auch die Kosten - durch versteckte Zinsaufschläge, höhere Anforderungen, längere Prüfzeiten.
Wie du die Kosten senkst
Es gibt Wege, die Gebühren zu reduzieren:
- Wähle deine Schätzung selbst: Die Bank schickt oft ihren eigenen Gutachter - der teurer ist. Du kannst einen unabhängigen beauftragen. Frag nach einer Liste von zertifizierten Gutachtern. Die sind oft günstiger.
- Vermeide Vermittler: Wenn du selbst mit der Bank sprichst, sparst du die versteckte Provision.
- Verhandle den Zins: Wenn du eine gute Bonität hast, sag: „Ich habe ein Angebot von X-Bank mit 3,1 %. Können Sie das nachziehen?“ Oft senken sie den Zins - ohne Gebühr.
- Warte auf die richtige Zeit: Im Frühjahr und Herbst sind die Zinsen oft niedriger. Im Winter, wenn weniger gebaut wird, sind Banken flexibler.
Die meisten Leute denken: „Ich muss den niedrigsten Zins haben.“ Aber das ist falsch. Du musst den niedrigsten gesamten Preis haben. Und der setzt sich aus Zins, Schätzung, Notar und Bankgebühren zusammen.
Was du nicht vergessen darfst
Bankgebühren und Schätzgebühren sind nur ein Teil der Kauffolgekosten. Dazu kommen:
- Notarkosten: ca. 1,5-2 % des Kaufpreises
- Grundbucheintragung: ca. 0,5-1 %
- Grunderwerbsteuer: je nach Bundesland 3,5-6,5 %
- Ev. Maklercourtage: 3-7 % (wenn du einen Makler nutzt)
Das sind oft 10-15 % des Kaufpreises zusätzlich. Wenn du 300.000 Euro Haus kaufst, sind das 30.000-45.000 Euro Nebenkosten. Das ist kein Kleingeld. Das ist ein zweites Auto. Oder ein Jahr Miete.
Wenn du das nicht einplanst, läufst du in die Schuldenfalle. Du denkst, du kannst dir das Haus leisten. Aber du kannst dir die Nebenkosten nicht leisten. Und dann stehst du mit einer hohen Rate da - und kein Geld für Reparaturen.